"Wir müssen die Fluchtursachen bekämpfen"

Alte Leier – Taten folgen nicht!

von Henning Funke-Bruns

 

Während der von Frontex geführten Operation Triton im südlichen Mittelmeer rettet das irische Flaggschiff Eithne zahlreiche Flüchtlinge 

Irish Defence Forces - https://www.flickr.com/photos/

dfmagazine/18898637736/

 

 

entnommen aus:

Wikimedia

 

Vorweg Vorsicht: Der folgende Text ist eine Polemik. In ihm sind Fakten benannt, aber mit radikalem Unterton, den manche nicht mögen. Ich habe Fakten aufgegriffen, es kamen noch weitere Meldungen hinzu, die mich darin bestärkten, eine von Unmut getragene Polemik zu verfassen. Hier ist sie:

Ihr reichen, superreichen Hyperreichen, 63 an der Zahl, besitzt so viel wie der Hälfte der Weltbevölkerung, die zu den Armen gehören. Es sind rund 3 700 000 000 (3,7 Milliarden) Menschen (Quelle Oxfam). Sie wissen nicht wie sie und ihre Familien den Tag überleben sollen. Sie verdingen sich als Tagelöhner für Hungerlöhne. Am nächsten Tag geht die Suche nach Arbeit und Auskommen von neuem los und jeder Tag, der folgt wieder und wieder und wieder… Oder sie sind in enge Fabriken gepfercht, wo sie im Akkord schuften müssen, 12 -16 Stunden lang. Nur damit wir hier z.B. eine Jeans für 10-15 € als Schnäppchen bezahlen können. Vorsicht: Nicht nur die Billigmar-

ken kommen aus diesen „Fabrik-KZ’S“, sondern auch hochwertige Kleidungsstücke der Prämienmarken werden unter gleichen Bedingungen ten reibt euch die Hände. „So fabriziert. Ihr 63 und eure zahl- reichen willfährigen Apoologe-ist nun Mal der freie Markt“

Slum in Mumbai, Februar 2004, Wiipedia                                                                       und streicht die Profite ein 

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ea/Slum_in_Mumbai.jpg    und eure treuen Diener nic-ken mit den Köpfen, weil sie Angst haben um ihre schmalen Privilegien (gere-  geltes Einkommen, Häuschen im Grünen, wohlgeratene Kinder, die studieren sollen,…). 

„Wir investieren doch und bringen Wohlstand in Gebiete, die von Armut gekennzeichnet sind!“ Ja ihr investiert, aber der Profit muss passen. Wehe, wenn er nicht passt. Die Profitrate womöglich unter drei Prozent sinkt, dann wird Kapital abgezogen, woanders investiert. Zurück lasst ihr Menschen, die wieder um ihr Auskommen bangen und ihr hinterlasst eine Natur, die narbig ist, verseucht von eurem Profitstreben.

Ja, ihr investiert: Ihr lasst schwimmende Fischfabriken bauen. Sie fischen ganze Meeresteile leer. Die Fischer an den Küsten und ihr Familien hungern und sind verzweifelt. Sie schließen sich einer islamistischen Terrororganisation an. So sehen die Weberaufstände unserer Zeit aus: Die fehlgeleiteten und religiös fanatisierten Menschen wehren sich, werden Tiere in ihrem Hass. Lacht ihr darüber? Könnt ihr so die aufgeklärten, gebildeten Menschen, die euch eigentlich kritisch sehen, auch noch hinter euch bringen? Sie wollen ja nicht die Barbarei der Voraufklärung (religiöser Wahn, Hexenverbrennung, Unrechtshandeln der Herrschenden,…).

Ja, ihr investiert. Verarmte Bauern, deren Produkte „im freien Handel“ nicht konkurrenzfähig sind, die sich abschuften, um ihre Familien zu ernähren, luchst ihr über Mittelsmänner ihr Land ab. Nicht die Ernährungssituation vor Ort soll verbessert werden, sondern es werden Plantagen gegründet, wo Produkte wachsen, die den Konsumluxus in den reichen Industriestaaten befeuern sollen. Das bringt den nötigen Profit für euch! Die Bauern können zufrieden sein, wenn sie auf euren mit Agrarmaschinen bestückten Plantagen als Tagelöhner arbeiten dürfen. Die meisten gehen in die Städte, werden auch dort Tagelöhner, leben im Schmutz der Barackenvorstädte der großen Metropolen der Dritten Welt. Pech gehabt! Der Markt will es so! (Schau dir diesen Beitrag zu Landraub an, um einen Eindruck zu gewinnen. Auf "youtube"  findest du noch mehr solcher Beiträge.)

Die geschundenen Menschen können sich nicht wehren. Sie leben in Staaten mit korrupten Regierungssystemen, Geheimdiensten, Polizeistaaten, Foltersystemen und perfiden Unterdrückungsmechanismen. Menschen, die diese elendige Armut und sklavische Unterdrückung nicht mehr aushalten, machen sich meist mit familiärer Unterstützung auf den Weg in die vermeintlichen Paradiese Europa oder USA. Von unseren Politikern und den unwissenden Wählern „Wirtschaftsflüchtlinge“ genannt. Mal ehrlich: Wie würdest du dich verhalten, wenn du ein ehemaliger Bauer wärst und in den Slums einer Drittwelt-Metropole lebtest oder du würdest jeden Tag 12-16 Sunden in einer Textilfabrik arbeiten und dein Kind könnte nicht zur Schule gehen und es müsste ebenfalls im Alter von 8-10 Jahren in die gleiche Tretmühle, dem Moloch Textilfabrik, beginnen zu arbeiten. Fehlt es uns an Empathie, dem Einfühlungsvermögen, sich die Situation der betroffenen Menschen zu vergegenwärtigen? Stattdessen wird der Stab gebrochen: Wirtschaftsflüchtling! Du darfst hier nicht bleiben! 29 Prozent der Bundesbürger würden auf Migranten schießen lassen, wenn sie unberechtigt die deutsche Grenze überqueren wollen. 14 Prozent machen keine Angaben zu dieser Frage. Man kann daraus schließen, dass etwa 1/3 bis 2/5 unserer Bevölkerung einen Schießbefehl befürworten würden. Ja, habt ihr sie noch alle? Seid ihr denn total verblödet?

Ja ihr habt recht: Wir können nicht alle aufnehmen!

Ja ihr habt recht: Die Zeche für die Aufnahmebereitschaft müssen die bezahlen, denen es in unserem Land oder in der EU nicht so gut geht. Die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt wächst und die Kosten für Integration, Bildung und Wohnen werden über Steuern und Abgaben hereingeholt. Dabei werden die wenig Begüterten überproportional zur Kasse gebeten werden. Muss das denn aber sein? Sollten nicht alle Menschen hier und anderswo die richtigen Fragen stellen oder überhaupt Fragen stellen (Sesamstraßenlied: …, wer nicht fragt, bleibt dumm!).

Hier einige Antworten auf die Fragen, die gestellt werden könnten:

  1.     Die 63 reichsten Personen  der Erde ohne Entschädigung enteignen.
  2.     Die freie Marktwirtschaft regulieren: Fairer Handel statt freier Handel!
  3.     Korrupte Regierungssysteme boykottieren, Befreiungsbewegungen    unterstützen, sogar mit UN Waffengewalt anwenden.
  4.     Expansionistische Staaten (USA, Russland, China, Iran, Saudi-Arabien, Nordkorea, …) ebenso behandeln, denn sie zetteln Konflikte wie den in Syrien an oder befeuern ihn.
  5.     Die allgemeinen Menschenrechte stehen über alles. Diktate von Wirtschaftssystemen, Religionen, Ideologien oder nationalistischen Anschauungen werden nicht geduldet. Jeder einzelne Mensch auf der Erde hat das Recht, seine Grundbedürfnisse (Nahrung, Kleidung, Wohnen, Bildung und friedliches, soziales Zusammenleben) entweder selbst zu befriedigen oder es muss ihm geholfen werden, dies zu erreichen.

Henning, du bist ein Idealist! Ja! Und ich bin stolz darauf!

Soll ich denn unseren Politikern hinterherlaufen, die vorgeben, sie wollten Fluchtursachen bekämpfen, aber stattdessen die Ursache der Flüchtlingskrise verschweigen, Verschleierungspolitik betreiben und, was noch schlimmer ist, militärische Optionen, die meines Erachtens nur globale Herrschaftssicherungselemente darstellen, das Wort reden.

Ich bin gerne Idealist!

Natürlich weiß ich, dass die oben genannten Antworten allenfalls „Zukunftsmusik“ sein können. Vorschläge dafür, bei sich selbst mal zu beginnen, habe ich schon einmal gemacht (siehe Artikel Ursachen der Flüchtlingsdramen…) sie sind hier, etwas erweitert, noch einmal aufgelistet:

  • Ich unterstütze im Rahmen meiner Möglichkeit Organisationen, die sich gegen die "kannibalische  Weltordnung" der 63 aufbegehren (z.B. ATAC, GREENPEACE, FOODWATCH, AMNESTY INTERNATIONAL, WELTHUNGERHILFE oder andere Nichtregierungorganisationen).
  • Ich werde mein Konsumverhalten überprüfen und im Rahmen meiner Möglichkeiten ändern. Damit helfe ich den Armen in den unterwickelten Ländern und helfe langfristig zu einer gerechteren Preisbildung für die unterschiedlichsten Produkte zu kommen.
  • Ich selbst werde keine Parteien und Kandidaten wählen, die dieses kannibalistische System der 63 unterstützen und Gesetze in diesem Sinne verabschieden.
  • Wenn ich Geld zur Verfügung habe und möchte es investieren, so geht das in Projekte, die den Not leidenden Menschen vor Ort zu gute kommen. Ich lasse mich nicht von dem Virus der maximalen Profitmaximierung, der menschenverachtend ist, leiten.
  • Ich setze mich für faire Märkte und nicht für freie Märkte ein. Natürlich soll keine Faulheit und kein Müßiggang unterstützt werden, aber Menschen, die arbeiten und deren Produkte auch regional, national oder international nachgefragt werden, sollen faire Preise/Löhne bekommen, damit sie und ihre Familien Perspektiven haben.

Diese Forderungen sind geleitet von dem Prinzip Verantwortung und globaler Solidarität. Dies ist vor allem wichtig, damit wir das Überleben auf unserem Planeten sichern und Barbarei und Chaos, egal ob ökonomisch, religiös, ideologisch oder nationalistisch und expansionistisch begründet, verhindern.

Noch einmal: Jeder einzelne Mensch auf der Erde hat das Recht, seine Grundbedürfnisse (Nahrung, Kleidung, Wohnen, Bildung und friedliches, soziales Zusammenleben) entweder selbst zu befriedigen oder es muss ihm geholfen werden, dies zu erreichen. Jeder Mensch hat das Recht in sauberer Umwelt zu leben und zu arbeiten.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0