Reden wir über Religion

von Henning Funke-Bruns


„Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde“ (Feuerbach).

Diesem Zitat des Philosophen Feuerbach kann ich nur zustimmen. In der christlichen Geschichte ist dies auch sehr gut nachzuvollziehen. So ist Gott/Jesus je nach Zeitgeist als

Ø  Rächer

Ø  Herrscher,

Ø  guter Hausvater,

Ø  guter Hirte,

Ø  Befreier,

Ø  Friedensfürst,

Ø  Bewahrer der Natur,

                Ø   Anwalt der          

                 Benachteiligten                           usw. …                                                                Foto privat, Henning Funke-Bruns         gesehen worden.                                 Kruzifix im Kaiserdom Königslutter         

Auch in den anderen beiden monotheistischen Religionen dem Judentum und dem Islam wird Gott (Jahwe und Allah) mit ähnlichen oder gleichen Attributen bezeichnet. In der westlichen Welt wurde das Gottesbild nach der Renaissance und der Aufklärung kritisch hinterfragt. Es trat eine distanziertere Sicht auf Gott ein.

Viele Menschen wissen, dass Menschen, die radikal und fundamentalistisch Christentum leben, sehr häufig ihre eigenen Vorstellungen auf Gott und sein Handeln projizieren. Wir lächeln darüber und hoffen aber auch gleichzeitig, diesen Menschen nicht ausgeliefert zu sein.

Nun erschüttern uns aber auch immer wieder islamistische Terroranschläge. Häufig werden sie von den islamistischen Terroristen begründet, dass man

1.     den Propheten Mohammed und Allah nicht bildlich darstellen darf   (dieses Gebot gibt es aber auch in der christlich-jüdischen Tradition, es wird sich aber kaum daran gehalten). Vor allem dürfen sie nicht in satirischer Form dargestellt werden, weil das

2.     eine Beleidigung des Propheten und Allahs beinhaltet.

Diese Gebote erfahren durch die Anschläge auf Charly Hebdo eine Radikalität, die nicht hinnehmbar ist. Wenn wir diese Sichtweise hinnehmen würden, so würden wir selbst in unserem Denken zurückfallen in die Zeit vor der Aufklärung und der Renaissance: Wiederaufflammen vermeintlich von Gott gewollten menschenverachtenden und grausamen Handlungsweisen würden die Folgen sein (z.B. Hexen- und Ketzerverbrennungen).

 

Zum Schluss noch eine persönliche Anmerkung: Mein Gott, an den ich glaube, ist gütig. Er verzeiht uns sicherlich, wenn wir uns unangemessen äußern. Vielleicht lacht er sogar und meint schmunzelnd: „Na, Männecken, was bist du denn für einer?“ 

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Kommentare: 1
  • #1

    Thomas Rindt (Freitag, 13 November 2015 11:01)

    Das zurückweisen solch radikaler Ansichten würde viel leichter fallen, wenn wir den Religionen - auch den christlichen - den Platz zuweisen würden, auf den sie auch gehören: den strikt privaten Bereich des einzelnen Individuums. Wenn wir also die im Grundgesetz festgelegte Trennung von Staat und Kirche ernst nehmen würden und in der Realität umsetzen würden: keine offene oder verdeckte Religions- und Kirchenfinanzierung durch die öffentliche Hand, keine Sonderrechte für bestimmte Religionsgemeinschaften . also auch keine Kirchenverteter in Rundfunkräten etc. , keine konfessionellen KiTas/Krankenhäuser/Schulen mit beschränkten Rechten der dort Beschäftigten, wenn nicht auch die Finanzierung dieser Einrichtungen zum allergrößten Teil durch die betreffende Glaubensgemeinschaft erfolgt etc.
    Und natürlich auch endlich auch eine Gleichstellung, Akzeptanz und Berücksichtigung der vielen Atheisten!

    Und auch von mir eine persönliche Bemerkung: für mich sind die Religionen eine Beleidigung für die menschliche Intelligenz.