IS: Militärische Intervention ist keine Lösung

Gegen den IS- Terror muss eine umfassende strategische Lösung gefunden werden!

von Henning Funke-Bruns

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Deutscher Eurofighter beim Start (Wikimedia Commons)

Foto: Krasimir Grozev, 7. Juli 2010, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported 

 

Nach den Anschlägen in Paris erleben wir derzeit eine Ausweitung des Konflikts mit dem sogenannten IS. Ob das notwendig ist, wage ich zu bezweifeln. Sicherlich ist ein frühzeitiges Gegenhalten als Antwort auf  barbarische Akte gerechtfertigt. Aber diese militärischen Antworten können eine umfassende Strategie gegen diese Mörderbande und ihre Helfer und Helfershelfer nicht ersetzen.

So findet der IS willfährige Menschen, die sich ihm anschließen, ja sogar ihr Leben opfern. Es müsste schon näher untersucht werden, warum Menschen sich radikalisieren und sich religiösen Wahnvorstellungen hingeben. Hier dazu nur einige meines Erachtens wichtige Aspekte, die bisher nur sehr eingeschränkt in den Medien diskutiert werden: 

  • Soziologen und Psychologen, die sich mit dem islamistischen Terror befassen, sind sich einig, dass der sogenannte IS nicht primär aus den „unterdrückten Massen“ in den arabischen Vorstädten oder den islamischen Metropolen in Afrika und Asien hervorgegangen ist. Sie verweisen zu Recht auf die mediale Präsentierung im Internet. Diese Propaganda ist mediengerecht inszeniert. Ihre Gewalt verherrlichenden Aspekte und sogar Gewalt ästhetischen Elemente sind professionell gemacht und lassen Rückschlüsse auf islamistische Eliten zu. Die Gründer des „Islamischen Staates“ gehören wahrscheinlich zu gut ausgebildeten Eliten mit sunnitisch-wahhabitischen Hintergründen (Link). Ihre Heimat ist das Kernland des Islam Irak, Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate. 

  • Darüber hinaus sind diese im Hintergrund agierende Kräfte in der Lage Strukturen aufzubauen, die sie befähigen, das Erdöl aus den von ihnen eroberten Gebieten zu verkaufen und innerhalb des internationalen Handels auf den Markt zu bringen. Also auch hier sind keine Dummköpfe am Werk. Sie haben anscheinend in den muslimischen Ländern Helfershelfer, die ihnen wissentlich Erdöl abnehmen und diese Helfershelfer haben Verbindungen, diese Erdölmengen auch in den internationalen Handel aufgehen zu lassen. Also wir sollten hier vorsichtig sein, wenn der Spritpreis niedrig ist. Dies ist eine Folge des unkontrollierten Handels mit „Terroristenöl“.

  • Eine weitere Grundlage des fortschreitenden Terrors sind himmelschreiende Ungerechtigkeiten auf der Erde (siehe auch dazu den Beitrag auf dieser Webseite: Ursachen der Flüchtlingsdramen…). Die Drahtzieher im Hintergrund und deren Helfer und Helfershelfer sind nicht die Leute, die die Schmutzarbeit machen: Kanonenfutter sind für die Schlachtfelder des islamistischen „heiligen Krieges“, Vergewaltiger und durch Gewaltorgien Angst und Schrecken verbreitende religiöse Fanatiker in den eroberten Gebieten und schließlich auch die radikalisierten Muslime bei uns, die Geiselnahmen und Terrorüberfälle verüben. Diese Personengruppen haben, bevor sie Gewalt ausübten, selbst Gewalt erfahren. In den muslimischen Städten, wo sie sich als Tagelöhner verdingen mussten, Hunger und Unterdrückung erlitten und erleiden. In den europäischen Metropolen haben sie auch die gleichen strukturellen Bedingungen erfahren: Nämlich keine Perspektive zu haben, um Aufstieg in ein menschenwürdiges Leben zu erreichen. Sie lassen sich leicht  anwerben. Dem Propheten zu folgen, eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, ja sogar für eine wichtige Sache zu sterben, gibt ihrem Leben einen Sinn. In der jüdisch-christlichen Tradition gibt es eine Aussage des Propheten Jesaja 32,17: Und das Werk der Gerechtigkeit wird Frieden sein… . Diesen Aspekt in der Strategie gegen den IS-Terror auch zu berücksichtigen, ist m.E. notwendig, um in jeder Hinsicht erfolgreich zu sein.


Fasst man zusammen:

  1. Am wichtigsten ist es die Drahtzieher des IS oder anderer islamistischer Gruppierungen zu identifizieren. Genauso wichtig ist es, das ökonomische Netzwerk zu enttarnen und damit Helfer und Helfershelfer dingfest zu machen. Diese Personengruppen sind, obwohl sie sich nicht die Hände schmutzig machen, die eigentlich Verantwortlichen des islamistischen Terrors.
  2. Genauso wichtig ist es aber, die Ungerechtigkeit auf der Erde zu bekämpfen. Die Befriedigung der Grundbedürfnisse des Menschen (Essen/sauberes Wasser, Kleidung, Wohnen, eine lebenswerte Umwelt und Bildungsperspektiven) sind entscheidend, um Terrorismus jeglicher Art den Boden zu entziehen. Religiösen Fanatismus wird es wahrscheinlich noch geben, aber eine Massenbasis wird er nicht finden. Ein ökonomisches Umdenken weg vom ungebremsten freien Markthandeln mit seinen sozialen und ökologischen Verwerfungen hin zu „Fairem Handel“ mit ökologischem Bewusstsein ist dabei entscheidend.

Diese beiden Aspekte sind meines Erachtens wichtiger als Wut geleitetes militärisches Ad-hoc-Handeln. Ja es könnte sogar passieren, dass durch die Militärinterventionen, falsche Solidaritätsstrukturen mit den Terroristen entstehen und dadurch neue Eskalationsstufen des islamistischen Terrors folgen.  

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